Wie Lehrlinge spielerisch den Umgang mit Geld lernen.
Artikel von Gernot Schneebauer
Aus unserer Praxis in der Lehrlingsausbildung haben wir seit 16 Jahren die Anfrage von unseren Kunden bekommen, wie man Lehrlinge gut auf das Thema Finanzen, Sparen und Umgang mit Ressourcen vorbereiten kann. Wir haben hier schon viel versucht und experimentiert. So wirklich zufrieden waren wir aber nie.
Auf der anderen Seite gibt es alarmierende Erkenntnisse der österreichischen Schuldnerberatung bezüglich des starken Anstiegs der Verschuldung von Jugendlichen. Ausgehend von diesen beiden Eckpfeilern haben wir gemeinsam mit einem Partner ein Finanzplanspiel entwickelt.
Es geht darum, dass sich junge Menschen auf lustige und spielerische Weise an das Thema Finanzen und betriebswirtschaftliches Denken herantasten. An ein Thema, welches normalerweise eher trocken und langweilig ist. In Kleingruppen spielen die Lehrlinge verschiedene Lebensphasen (von 14-30 Jahre) durch.
Zu Beginn bekommen sie ein Budget, können und müssen Investitionen tätigen, haben ein regelmäßiges Einkommen in Form von Gehalt und können auch Sparpläne anlegen. Sie müssen so alltägliche Aufgabenstellungen lösen wie: kaufe ich mir das beste und teuerste Handy oder ein günstiges, welchen Tarif nehme ich, fahre ich mit dem Rad, Moped oder Bus, wähle ich die Lehre oder Schule, etc.
Am Ende jeder Lebensphase bekommen sie vom Spielleiter die Rechnung präsentiert. Habe ich Schulden oder ist was übriggeblieben.
Dauer dieses Settings ist ein halber Tag. Wir betten dies im Rahmen unserer Lehrlingscolleges ein (3-5 Tage). Die ersten Trainings zeigten: die Lehrlinge sind voll hineingekippt und haben sich viele Erkenntnisse mitgenommen:
- Thema sparen – was heißt das genau und was hat das für eine krasse Wirkung
- Umgekehrt – was hat es für Auswirkungen, wenn ich immer am Limit bin und verschuldet bin
- Wieviel Geld habe ich auf der Seite, wenn ich monatlich € 20,- auf die Seite lege
- Was sind die Auswirkung eines bestimmten Lebensstiles mittel- bis langfristig
- Grundlegende Basis von wirtschaftlichem Denken
- „Aha“-Erlebnisse durch die Ergebnisse der anderen Gruppe – eine hat viel Geld, die andere hat Schulden. Weshalb ist das so, wo ist der Unterschied?
- Wenn ich eine Lehre mache und ein bisschen was auf die Seite lege, stehe ich woanders, als wenn ich in die Schule gehe und studiere und nur in den Ferien verdiene bzw. mir mein Studium finanzieren muss.
Die Jugendlichen können sich von diesem Planspiel viel mitnehmen. Auch weil es absolut praxisnahe ist und in ihrer Welt spielt.
UND – es ist lustig und macht Spaß. Dabei lernt man bekanntlich am besten!