Lehrlingssuche und -Recruiting Neu gedacht!
Artikel von Gernot Schneebauer
Oder - „Mundfunk“ statt Rundfunk!
Unternehmen investieren viel Energie, Zeit und Geld in die Suche und Rekrutierung von Lehrlingen.
Und übersehen dabei oft eine einfache Möglichkeit. Nämlich, dass die eigenen MitarbeiterInnen gezielt Jugendliche ansprechen. Und all jene, die an einem Lehrberuf interessiert sind und in die eigene Branche passen würden den eigenen Lehrbetrieb empfehlen. Und die Jugendlichen im ersten Schritt dazu zu motivieren, sich zum Schnuppern im eigenen Betrieb anzumelden.
Die meisten Menschen hätten viele Möglichkeiten und Kontakte in ihrem Umfeld, um sowas zu tun: Vereine, Feuerwehr, Freundes- und Bekanntenkreis, etc. Dazu sind aber einige Dinge von Seiten des Unternehmens notwendig. Denn Tatsache ist, von allein passiert dies nicht!
Wie komme ich zu dieser Behauptung? Ein Beispiel aus der Praxis:
Wir haben in Oberösterreich eine Kooperationsgruppe von 16 Tischlereibetrieben, die seit 2010 regelmäßig jedes Jahr ihre Lehrlinge und AusbilderInnen zu den Seminaren von @HeartGmbH schicken.
Außerdem treffen sich die ChefInnen dieser Unternehmen 1x pro Jahr um sich auszutauschen und für Probleme, welche alle Betriebe betreffen, gemeinsame Lösungen zu finden. Eines der Kernthemen war die Frage: was müssen wir tun, damit interessierte Jugendliche auf uns aufmerksam werden. Damit waren wir beim Thema Bekanntheitsgrad und Image der Lehrbetriebe im regionalen Umfeld. Rund um dieses Thema starteten wir ein größeres Projekt.
Ein Teil davon war die Befragung aller MitarbeiterInnen der Unternehmen. In Summe 800 Personen. Diese Befragung wurde in Zusammenarbeit mit der Johannes-Keppler-Universität Linz durchgeführt.
Eine Frage war: „Empfehlen sie ihr Unternehmen in ihrem Umfeld aktiv als Lehrbetrieb weiter“? „Wenn Nein, aus welchem Grund nicht“?
Als wir den ChefInnen die Ergebnisse auf diese Frage präsentierten, fielen sie vom Sessel. Denn es war für sie schockierend.
Nur 7% antworteten auf die Frage mit Ja!
Auf die Frage weshalb keine aktive Empfehlung stattfinden waren die Antworten ebenfalls sehr überraschend für die ChefInnen.
Hier die 3 häufigsten Nennungen:
- Daran habe ich noch gar nicht gedacht, dass ich dies tun könnte
- Ich habe Angst, dass sich ein Jugendlicher aufgrund meiner Empfehlung bewirbt, der dann schlecht ist und nicht passt
- Als Lehrbetrieb kann ich mein Unternehmen nicht empfehlen.
Die Erkenntnis daraus: Punkt 1 und 2 sind lösbar. Hier geht es einfach darum Bewusstsein zu wecken bzw. den Leuten die Angst zu nehmen, falls mal jemand nicht passt.
Punkt 3 ist ein anderes Thema. Hier gilt es herauszufinden, wie ein Mensch zu dieser Meinung kommt. Und dies kann nur individuell erfolgen.
Ergebnis: Wir starteten ein gemeinsames Projekt zu diesem Thema.
Output:
- Ein Leitfaden bzw. eine Vorgangsweise für Punkt 1 und 2.
- Entwicklung von einfachen Hilfsmitteln, welches die MitarbeiterInnen den interessierten Jugendlichen in die Hand geben können, um sich über das Unternehmen und das Schnuppern zu informieren.
Die Anzahl der Bewerbungen durch Empfehlungen der eigenen MitarbeiterInnen stieg bei den meisten Betrieben danach signifikant.
Nebeneffekt: Das Bewusstsein für eine qualitativ hochwertige Lehrlingsausbildung ist bei den MitarbeiterInnen stark gestiegen. Und die Erkenntnis, dass dazu alle Menschen im Unternehmen notwendig sind.
Mundfunk statt Rundfunk. Persönliche Empfehlung bringt mehr als alles andere!